Protestspaziergängen am Trogstein und Pfaffenholz am 17.03.2021

Protestspaziergang gegen die Zerstörung unserer Gipskarstlandschaft

(derharz) „Leider haben wir nicht die Möglichkeit, als Lobbyisten in Ministerien ein- und ausgehen zu können, um den Beamten unsere Wünsche in die Feder zu diktieren. Und in Corona-Zeiten wird es uns auch auf andere Weise schwer gemacht, unserem Protest gegen die geplante völlige Zerstörung unserer Gipskarstlandschaft Ausdruck zu verleihen. Das ist sehr bequem für die Regierenden und für die Gipsindustrie. Aber wir wollen und müssen Flagge zeigen, ehe es zu spät ist und allein die Manager der Gipsbranche über unsere Zukunft im Südharz bestimmen.“ Michael Reinboth aus Walkenried, Mitglied im BUND-Regionalverband Westharz, beobachtet und dokumentiert das Verhalten der Gipsindustrie seit vielen Jahren. „Die wenden immer die Salami-Taktik an. Wenn ein Gebiet kaputt ist, greifen sie zum nächsten. Das ruht mitunter Jahre, man wähnt einen Berg oder Wald geschützt und wird plötzlich von der Aufhebung des Naturschutzes überrascht. Jetzt wird der Angriff in großen Stil vorbereitet. Das wird kein Naturdenkmal, keine Höhle, keine Schwinde und keine Pflanze überleben. Dagegen müssen wir uns wehren.“

Aber wie macht man das, ohne Teilnehmer zu gefährden? Beim BUND war man kreativ und hat nun beim Ordnungsamt in Göttingen „Protestspaziergänge“ angemeldet, die am Mittwoch, 17.3.2021, zwischen 14:00 und 18:00 Uhr ausgehend vom alten Bahnhof Tettenborn (Tettenborn-Kolonie, Römersteinweg) in Richtung Pfaffenholz und in Richtung Trogstein stattfinden werden – immer in kleinen Gruppen, immer auf Abstand und immer mit Mund-Nase-Schutz. Dazu besteht die Möglichkeit, sich in Listen einzutragen und damit seinem Protest auch auf diese Weise Ausdruck zu verleihen. Reinboth, der mit einigen anderen auch als Ordner fungieren wird, bittet darum, sich im Sinne der geltenden Regeln zu verhalten. „Wir nutzen unserem Anliegen am besten dadurch, dass wir uns regelkonform verhalten, aber ein klares Signal in Richtung Hannover aussenden: So nicht!“

Trogstein und Pfaffenholz wurden ausgewählt, weil hier die Zerstörung der Karstlandschaft rund um vorgeblich geschützte Naturdenkmale (Pfaffenholz-Schwinde, Kleine Trogsteinhöhle) besonders deutlich wird – diese beiden Bereiche sind eingekreist und bilden nur noch die Schauwand für einen exzessiven Abbau. Und man sieht deutlich, dass auch seit Jahrzehnten ruhende Abbaufelder keineswegs zu den „Paradiesen“ geworden sind, die die Gipsindustrie immer wieder vorgaukelt. Ganz nach dem Motto: Im Südharz sind eigentlich alle Schutzgebiete nicht schützenswert (so wurde es dem Sinne nach in den Entwurf des Raumordnungsprogramms hineindiktiert).

Diese Spaziergänge, so Reinboth, werden – entsprechend den aktuellen Vorgaben – so lange fortgeführt werden, bis man in Hannover erkannt hat, dass man die Freigabe der Naturschutzgebiete wieder aus dem Programm entfernen muss. Auch an Mahnwachen sei gedacht. „Wir lassen uns von Leuten, deren Maß Heide, Moore, die Eilenriede und der Maschsee sind, unsere Landschaft nicht zerstören.“

Reinboth bemängelt in diesem Zusammenhang auch die herrschende Phantasielosigkeit der Gipsindustrie und der Bundes- und Landespolitik. Anstatt immer wieder darauf zu setzen, dass man im Zweifel unter Hinweis auf Arbeitsplätze schon die Abbaurechte bekommen wird, hätte man sich schon längst mit Ersatzprodukten und einer entsprechenden, die Landschaft schonenden Produktion befassen müssen. Und dieser Wandel hätte auch entsprechend flankiert werden können, so wie das in der Stein- und Braunkohle in großen Stil möglich war. „Natürlich wollen wir Arbeitsplätze im Südharz erhalten, aber eben nicht durch exzessive Zerstörung unserer Landschaft – es geht auch anders, und das hätte längst schon in Angriff genommen gehört. Naturzerstörung hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Wie fast immer in diesem Lande, so werden die Zeichen der Zeit auch beim Gips erst erkannt, wenn es reichlich spät ist. Dass die Südharz-Landschaft für diese Schlafmützigkeit den Preis zahlt, werden wir verhindern.“ Da die vorhandenen Abbaurechte noch für mehr als zehn Jahre Produktion reichen (!), ist noch immer Zeit, sich mit Phantasie und Forschung um etwas anderes zu bemühen als das bloße Kaputtmachen.

Quelle und Bildquelle: BUND Westharz, 14.03.2021

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