Die Einhornhöhle bei Scharzfeld: mystisch und sagenhaft

Figur vor der Einhornhöhle bei Scharzfeld

Die Einhornhöhle: Geotop, Biotop, Natur- und Kulturdenkmal

Top-Ausflugsziel, nicht nur für Harz-Urlauber

(derharz) Der Harz hat viel zu bieten. Dazu gehört auch die Einhornhöhle, die etwa 1,5 km nördlich der Ortschaft Scharzfeld im Landkreis Göttingen liegt. Die Höhe ist bis zum Wander-Parkplatz sehr gut mit dem Auto zu erreichen. Ein Wirtschaftsweg (Zufahrt über Straße „Im Rott“) geht von der Ortsmitte ab und führt direkt zum Parkplatz. Auch wenn man denkt, dass die Straße ins nirgendwo führt, ist dem Weg bis zum Ende zu folgen. Ab dem Wanderparkplatz ist die Strecke zur Einhornhöhle und zum Haus Einhorn sehr gut ausgeschildert. Ebenso ist von dort der Natur-Live-Wanderweg, mit drei informativen Strecken unterschiedlicher Länge (0,9 km, 3,8 km und 10,5 km), zu erreichen.

Zur Geschichte der Einhorn-Höhle

Die Einhornhöhle, die nur anlässlich von Führungen besichtigt werden kann, ist eine Karsthöhle im Zechstein-Dolomit. Sie ist als Naturdenkmal ausgewiesen und fand 2006 als ein Bestandteil der Zechstein-Karstlandschaft am Südharz Aufnahme in die Liste der 77 bedeutenden Nationalen Geotope. Seit 2017 ist die Einhornhöhle Teil des UNESCO-Geoparks und offizielles Informationszentrum. Die Einhornhöhle ist die größte begehbare Höhle des Westharzes. Sie hat eine Länge von fast 700 Metern, von denen etwa 300 Meter bei Höhlen-Führungen gezeigt werden. Insgesamt reihen sich mehrere große Hallen und Dome aneinander, die durch zahlreiche Gänge miteinander verbunden sind. Im Südwesten der Höhle, in der sog. Blauen Grotte, befinden sich zwei Deckenöffnungen, die die einzigen natürlichen Zugänge zur Höhle bilden. Um diese für Besucher überhaupt touristisch erschließen zu können, musste im Nordwesten der Höhle ein 12 Meter langer Tunnel als neuer Zugang geschaffen werden, der in den Weißen Saal mündet und seither als Haupteingang dient.

Schon seit Jahrhunderten ranken Mythen um das Einhorn als Fabelwesen. Ende des 16. Jahrhunderts gruben erste Knochensammler in der Höhle nach Überresten von Einhörnern, denen heilende Kräfte nachgesagt wurden. Die Funde von Knochen und Zähnen wurden fälschlicherweise zunächst dem sagenumwobenen Fabelwesen des Einhorns zugeordnet. Noch 1686 berichtete Gottfried Wilhelm Leibniz nach einem Besuch der Höhle in einem Artikel über den Handel mit Einhorn-Artefakten. Erst 1872 untersuchte der Berliner Arzt und Urgeschichtler Rudolf Virchow die Einhornhöhle genauer. Seine Forschungen legten offen, dass es sich bei den Knochenfunden nicht um die eines Einhorns, sondern um fossile Reste von Großsäugern, wie etwa dem Höhlenbär, handelt. Von 1925 bis 1926 führte der Prähistoriker Karl Hermann Jacob-Friesen (* 6. Januar 1886 in Reudnitz; † 6. November 1960 in Hannover) weitere Ausgrabungen durch, die erstmalig paläontologische Funde aus der Altsteinzeit hervorbrachten.

Von 1985 bis 1988 veranlasste das Institut für Geologie und Paläontologie der TU Clausthal u. a. in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesmuseum in der Einhornhöhle weitere interdisziplinäre Ausgrabungen. Funde von Werkzeugen – darunter ein Faustkeil – belegen, dass die Höhe schon vor mehr als 100.000 Jahren von Neandertalern besiedelt war. Um die bis dahin erzielten archäologischen Erkenntnisse weiter zu festigen, fanden auch nach 1989 Anschluss-Grabungen statt, die 2020 beispielsweise den ehemaligen Höhleneingang, der ursprünglich offenbar eine Höhe von drei bis vier Metern hatte, erfassten.

Kaum bekannt: Die Einhornhöhle im Blickfang der NS-Rüstungsplaner

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges drohte der Verlust der einzigartigen Naturhöhle. Denn auch dort war, wie in der Heimkehle bei Rottleberode vorexerziert, die Unterbringung eines unterirdischen Rüstungsbetriebes vorgesehen. Durch den Einbau der Junkers-Produktionsstätte in der Heimkehle wurden große Teile der Naturhöhle unwiderruflich zerstört. Der Kassler Flugzeugbauer Henschel machte sich Hoffnungen, die Einhornhöhle nach dem Junkers-Vorbild als unterirdische Produktionsstätte ebenfalls in Beschlag nehmen zu können, um dort vor Luftangriffen geschützt die Untertage-Produktion von Flugzeugteilen fortführen zu können. Doch dazu kam es glücklicherweise nicht mehr. Ähnliche Planungen waren auch für die Jettenhöhle bei Osterode unter dem Deckname „Ör“ für die Göttinger Firma Winkel angedacht, die sich aber gleichermaßen zerschlugen.

Besichtigung der Einhornhöhle und Öffnungszeiten

Die Einhornhöhle ist ausschließlich während der Öffnungszeiten und anlässlich einer Führung zu besichtigen. Die Höhle ist für Besucher und Harz-Urlauber an allen Feiertagen und Brückentagen geöffnet. Die Touren dauern etwa 45 Minuten und beginnen stündlich von 11:00 bis 16:00 Uhr.

Die Eintrittspreise sind für Einzelpersonen nach Alter gestaffelt. Kinder unter 6 Jahren zahlen 2,00 EUR, Kinder von 6 bis 15 Jahren jeweils 6,00 EUR und Heranwachsende sowie Erwachsene jeweils 9,00 EUR. Die Eintrittskarte kann entweder im Shop (Haus Einhorn) oder direkt an der Kasse erworben werden. Dies allerdings nur in Bar. Kartenzahlung per EC ist bislang nicht möglich. Das Höhlenmuseum zur Geschichte der Einhornhöhle ist nur im Anschluss an die Höhlentouren geöffnet. Wegen der Corona-Hygienevorschriften können aktuell keine Führungen stattfinden.

Auch im Sommer sollten Besucher der Einhornhöhle warme Kleidung wie Jacken oder Pullover tragen; ebenso festes Schuhwerk. Die Höhle kann mit Kinderwagen und -karren, ebenso mit Rollstühlen befahren werden. Fotografieren oder andere Bildaufnahmen in der Höhle sind nicht gestattet und bedürfen der vorherigen Genehmigung.

Waldcafé und Harz-Wanderbaude „Haus Einhorn“ mit Infozentrum und Museum

Das 2004 errichtete „Haus Einhorn“, in unmittelbarer Nähe der Einhornhöhle gelegen, versorgt die Besucher vor und nach einem Höhlenbesuch gastronomisch. Die Harzer Wanderbaude und zugleich Ausflugslokal bietet 40 Sitzplätze im Innen- und weitere 60 Plätze im Außenbereich. Neben Speis und Trank erhalten Besucher dort zusätzliche und weitergehende Informationen über die Region, zur Geschichte der Einhornhöhle sowie den Geopark Harz. Auch können Harz-Urlauber und Besucher dort Eintrittskarten für die Einhornhöhle erwerben.

Das „Haus Einhorn“ versorgt seine Gäste mit kalten oder warmen Getränken sowie regionalen Leckereien. So liegt der Fokus auf regionaler „Slow Food-Küche“, eine weltweite Bewegung, die sich für ein sozial und ökologisch verantwortungsvolles Lebensmittelsystem einsetzt. So verwendet das „Haus Einhorn“ vorwiegend Fleisch- und Wurstwaren aus heimischer Produktion und Getränke aus regionaler Herstellung, wie etwa Apfelsaft von der Streuobstwiese, Harzer Mineralwasser, Spirituosen aus Lauterberg und Biere aus Altenau. Zudem finden Kräuter aus dem eigenen Garten den Weg in die Küche. Für besondere Anlässe, wie etwa Feierlichkeiten oder Geburtstage, werden vorrangig Wild-Gerichte vom Harzer Rotvieh oder Wildbret sowie Erzeugnissen eines lokalen Fischereibetriebes in Buffet-Form geboten, ebenso Brot aus einer kleinen Land-Bäckerei. Der Kuchen wird dann ebenfalls frisch vor Ort gebacken. Das Trinkwasser liefert eine eigene Karstquelle unterhalb der Höhle.

Wander-Stempelkasten Einhornhöhle

Die Einhornhöhle ist ebenfalls Standort eines grünen Stempelkasten (Stempelstelle 101) der Harzer Wandernadel. Dieser ist direkt gegenüber dem Höhleneingang platziert. 

Harzer-Wandernadel: Stempelkasten vor der Einhornhöhle

Anschrift UNESCO-GeoPark Infozentrum Einhornhöhle und Haus Einhorn

Straße „Im Rott“
37412 Herzberg am Harz

Quelle: Webseiten der Einhornhöhle, des „Haus Einhorn“ und der TU Clausthal sowie Redaktion (zum Thema geplante Untertageverlagerung)
Bilder: Redaktion

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